Jens R.
5/5
Eine Zeitreise - in die Zeit, als Bäder noch gemütlich waren und man sich noch wie Teil einer Familie fühlen durfte. Eine Schande, dass mir dieser Schatz bisher verborgen blieb - was aber vor allem daran liegt, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht vernünftig hinkommt und ich als Stadtbewohner auf ein Auto verzichte. Mit dem E-Bike bietet es sich aber jetzt an, die 25 Kilometer in die Pedale zu treten und trotzdem nicht gleich völlig aus der Puste dort anzukommen.
Das Bad selbst ist recht schnell erklärt - ein einziges 50m-Becken ist in der Mitte durch eine Wand in Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich aufgeteilt. Die 25m-Schwimmbahnen verfügen über Startblöcke, es gibt auch ein ca. 2m hohes Federsprungbrett - also keine Normhöhe.
Im Nichtschwimmerbereich findet man eine kleine Beckenrutsche und, für ein solches kleines Dorf-Bad eine Besonderheit, sogar eine Großrutsche. "Groß" ist hier zwar übertrieben, sie ist laut Aufschrift 34m lang, aber immerhin macht ihr Verlauf Spaß. Durch die geringe Wassermenge wird man erstaunlich schnell und gäbe es in der letzten Kurve keine Seitenblende, würde man dort unter Umständen eine frühzeitige Landung auf der Wiese hinlegen. Außerdem dürfte es sich bei diesem Oldtimer um eines der allerersten Modelle der Edelstahl-Wasserrutschen aus dem Hause Wiegand-Maelzer, früher nur Wiegand, handeln, der von der Bauart her auch optisch recht interessant ist.
Der Eintritt ist mit 1,50 Euro für Erwachsene und 1 Euro für Kinder extrem günstig, dafür ist das Wasser nicht beheizt und es war heute nach dem sich lange hinziehenden Maiwinter mit den Eisheiligen in dreifacher Ausführung gerade einmal 16 Grad warm(?). Aber meinen Spaß hatte ich trotzdem.
Das Personal ist mit Leib und Seele dabei und das merkt man auch. Die Leute lieben ihr Bad, und möchten es auch erhalten. Ich hoffe, die Kurverwaltung Land Wursten sieht das genau so, und steckt nicht alles nur ins Watt'n Bad. Das ist zwar auch schön und ich bin dort auch gern, vor allem bei Hochwasser durch die Möglichkeit, in der Nordsee zu baden, aber in Midlum hat man eher das Gefühl, bei "Familie Hansen" im Gartenpool zu planschen, während das in Dorum eben "ein Freibad" ist.
